Green IT

Nachhaltigkeit in der IT-Branche
7. Mai 2021 durch
Green IT
manaTec GmbH, Sophia Grünig
 


Nachhaltigkeit - ein Wort, welches uns im Leben zunehmend begegnet und welches wir im alltäglichen Sprachgebrauch mit Langlebigkeit und Umweltschutz verbinden.

Dass das Schlagwort Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtigere Rolle in der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Debatte spielt, zeigen nicht nur die 2015 verabschiedete Agenda 30 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und Bewegungen wie "Fridays for Future", sondern auch aktuelle Wahlumfragen für die Bundestagswahl 2021. Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sind nicht mehr nur ein individueller Lifestyle einzelner Menschen oder ein Konsumtrend, sie werden zunehmend zu einer gesellschaftlichen Bewegung und auch zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor.

Bereits im 18. Jahrhundert setzte man sich mit dem Gedanken an ein bewusstes, verantwortungsvolles und ressourcenschonendes Handeln auseinander. Dieser Nachhaltigkeitsgedanke stammt aus der Forstwirtschaft, denn der Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) äußerte in seinem Buch die Empfehlung, nicht mehr Holz zu ernten, als nachwachsen kann - die Ressourcen des Waldes also zu schonen, damit in Zukunft genug Holz zum ernten erhalten bleibt. Dieses Prinzip breitete sich mit der Zeit auf alle möglichen Bereiche aus und entwickelte sich zu einem Drei-Säulen Modell, welches Aspekte des nachhaltigen Handelns aus der Ökologie, der Ökonomie und dem Sozialbereich vereint.

Nachhaltigkeit erstreckt sich in alle Bereiche des Lebens und erfordert gemeinsames Handeln.
Nachhaltigkeit erstreckt sich in alle Bereiche des Lebens und erfordert gemeinsames Handeln.

Sucht man in der Welt der IT nach Bemühungen um eine Integration des Themenkomplexes Nachhaltigkeit, stößt man recht schnell auf den Begriff Green IT. Doch was bedeutet und beinhaltet dieser?

Obwohl die Anfänge der Green IT in den 1990er-Jahren zu finden sind, rückte diese erst in den 2000er-Jahren durch die Verbreitung des Internets und die damit verbundene Erhöhung des Energie- und Ressourcenverbrauchs ins Bewusstsein.

Im Jahr 2017 betrug der Stromverbrauch der Informations- und Kommunikationstechnologie rund 58,4 Terrawattstunden (TWh) und nimmt somit einen Anteil von zwei Prozent des gesamten Stromverbrauches in Deutschland ein. Das klingt erstmal recht wenig, doch nach Fachschätzungen wird vor allem allein der Stromverbrauch von Rechenzentren von 2015 bis 2025 um mehr als 60 Prozent steigen. Komplexe und rasant fortschreitende Entwicklungen der Digitalisierung wie Künstliche Intelligenz oder Blockchain-Technologie tragen zu dieser Folge der digitalen Transformation bei. Und an diesem Punkt soll Green IT dieser Entwicklung entgegenwirken. Dabei hat sie nicht eine Einschränkung digitaler Anwendungen, sondern eine ressourcenschonende Technologienutzung als Ziel.

Green IT lässt sich zusammenfassend als ein Sammelbegriff für umweltverträgliche Technologie-Produkte und -Dienstleistungen sowie sämtliche Bemühungen, Informations- und Kommunikationstechnologien umwelt- und ressourcenschonend zu nutzen, verstehen. Diese Bemühungen erstrecken sich von der Herstellung über den Betrieb bis hin zur Entsorgung oder Wiederverwendung.

Hersteller und Anwender der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) können zur Verwirklichung des Konzeptes der Green IT beitragen. Wichtige Ansätze sind nicht nur die Verringerung des Ressourcen- und Energieverbrauchs bei der Hardware-Herstellung, sondern auch soziale und faire Arbeitsbedingungen in der Produktion, die Herstellung möglichst langlebiger Hardware, ressourcenschonende Entwicklung von Software, Reduktion des Energieverbrauchs bei der Nutzung von IT, Recycling und energiesparende Entsorgung sowie Vermeidung unnötiger Papierausdrucke und der Einsatz von IT zur Reduktion von Emissionen anderer Produkte (z.B. Verkehr, Heizsysteme).

Auch im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie lassen sich nachhaltige Konzepte verwirklichen.
Auch im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie lassen sich nachhaltige Konzepte verwirklichen.

Entscheidet sich also ein Unternehmen dafür, Konzepte der Green IT in seine Strukturen zu integrieren, fehlt es häufig an Ansätzen zur Umsetzung. Als ersten Schritt empfiehlt sich eine Analyse der Soft- und Hardware-Landschaft des Unternehmens sowie deren Nutzung durch die Mitarbeiter/innen. Diese Transparenz ist wichtig, um den Status quo sowie angestrebte Veränderungen und damit verbundene Bemühungen einschätzen zu können. Ansatzpunkte zur Integration der Green IT müssen nicht kompliziert sein, wie folgende Beispiele zeigen.

Nutzung von Cloud-Hosting: Anwendungen bei zertifizierten Rechenzentren auszulagern, anstatt alle Daten unternehmensintern zu speichern, ist sehr viel ressourcenschonender. Nicht selten laufen unternehmensinterne Infrastrukturen über 80 Prozent der Zeit leer.

Erstellung einer modernen IT-Infrastruktur und Datenstrategie: Die Nutzung eines externen Rechenzentrums kommt nicht für jedes Unternehmen und jeden Unternehmensbereich in Frage. Dennoch lassen sich durch die Vereinfachung der IT-Infrastruktur, etwa durch Virtualisierung und Zentralisierung von IT-Diensten, Ressourcen sparen. Die Speicherung und Lagerung aller im Unternehmen entstehender Daten braucht große Mengen an energieintensivem Speicherplatz. Eine nachhaltigere Alternative ist die Speicherung der nur wirklich erforderlichen Daten. Ebenso viel Energie benötigen Backups bei verschachtelten Ablage- und Ordnerstrukturen.

Nutzung von Open Source: Durch offene Schnittstellen lässt sich Open-Source-Software flexibel in unterschiedlichen Server-Systemen und Datenbanken einsetzen, was Systeme schließlich entlastet. Ebenso braucht Open-Source-Software weniger Rechenleistung, da diese weniger aufwendig geschrieben ist, was eine Einsparung von Zeit, Strom und Emissionen zur Folge hat.

Beschaffung umweltschonender Hardware: Bei der Beschaffungsentscheidung sollten umweltschonende Labels sowie die Langlebigkeit der Hardware berücksichtigt werden. Üppig ausgestattete Endgeräte sind nicht immer erforderlich, oftmals reichen beispielsweise Mini-PCs oder Thin Clients. Auch die Nutzung eines Tintenstrahl-Druckers anstatt eines Laser-Druckers ist umweltschonender. Eine weitere Möglichkeit ist der Kauf von für den professionellen Einsatz aufbereiteten Geräten (Refurbished Hardware) statt Neuware. Dies verlängert die Lebensdauer von Geräten und trägt zur Verringerung von Elektronik-Müll bei.

Nutzung mobiler Arbeitsprozesse: Manche Vor-Ort-Termine lassen sich durch Videokonferenzen ersetzen - dadurch wird die Technologie selbst nicht nachhaltiger, aber somit lässt sich relativ einfach (schon allein durch wegfallende Fahrtwege) zu einer verbesserten Umweltbilanz des Unternehmens beitragen. Selbiges gilt für die Integration des Konzeptes Homeoffice.

Konzept Papierloses Büro: Durch Einsparung von Papierausdrucken lassen sich nicht nur Kosten für Papier und Toner sparen, sondern auch die digitale Technologie umweltschonender Nutzen. Einfach nochmal überlegen, welche Dokumente wirklich ausgedruckt benötigt werden.

Standby-Modus: Durch die Nutzung des vorintegrierten Standby-Modus lässt sich unkompliziert Energie im Alltag sparen. Auch das Herunterfahren von Geräten zum Feierabend führt zu Einsparungen und sollte konsequent umgesetzt werden.

Entsorgung von Hardware: Ebenso einfach kann man mit der fachgerechten Entsorgung von beispielsweise Computern, Druckern und Tonern das Recycling erleichtern und zur Weiterverwendung beitragen.

Zunehmende Vernetzung und Digitalisierung machen die Informations- und Kommunikationstechnologie und deren Möglichkeiten zu einem relevanten Faktor der meisten Unternehmen. Egal ob Computer, Server oder ganze Rechenzentren, um die Anschaffung, Verwaltung und Instandhaltung dieser kommt man nicht herum.

Dabei stehen die Ansätze der Green IT nicht den Unternehmensinteressen im Wege: Einsparungen an Ressourcen im IT-Bereich sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern gleichzeitig gut für die Wirtschaftlichkeit. Nachhaltigkeit ist also für alle Unternehmen interessant, wobei gilt, dass mit einem höheren IT-Anteil eines Unternehmens auch die Anwendung von Green IT interessanter und gewinnbringender wird. Der Einsatz von grüner IT kann ein wichtiger Wettbewerbsfaktor sein und dabei geht es nicht nur um eine Optimierung der Kostenstruktur, sondern ebenso um Imageverbesserungen. Eine Studie von Deloitte ergab, dass in der Generation Y immerhin vier von zehn Verbrauchern auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise der Hersteller achtet - Tendenz steigend.

Wie in den eben genannten Beispielen aufgezeigt, kann die Integration von Green IT unkomplizierter sein, als es zunächst scheint. Auch tragen moderne und effiziente Entwicklungen und Lösungen in der IT zur Realisierung bei. Schon mit kleinen Veränderungen lässt sich zur Nachhaltigkeit in der IT-Branche beitragen, was letztlich wiederum Auswirkungen auf die gesamten Nachhaltigkeitsbemühungen der Gesellschaft hat.


Quellen: www.zukunftsinstitut.de, www.dgq.de, www.computerworld.ch, www.bmuv.de, www.ionos.de, www.gulp.de, www.wikipedia.org

 
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